DIE PASSIONSGESCHICHTE ERKLINGT

Von | März 30, 2024

PASSION nach dem Evangelisten Markus
Reinhard Keiser (1674 – 1739) zugeschrieben
Ausschnitte, als Pasticcio eingerichtet von Mona Spägele

David Zürcher, Bariton (Christusworte)
Streicherensemble auf Barockinstrumenten
Jacques Pasquier, Orgel
Singkreis Zäziwil & Kammerchor Konolfingen
Mona Spägele, Leitung
Felix Fankhauser, Lesungen und Liturgie

Die Passionsgeschichten der Bibel schildern den Leidensweg von Jesus, angefangen von der Gefangennahme im Garten Gethsemane, über die Verhöre vor dem Hohen Rat, Herodes und Pilatus, die Verurteilung und Kreuzigung durch römische Soldaten, bis hin zu Tod und Grablegung. Die Tradition, diese Passionserzählungen in voller Länge zu singen, darzustellen und in der Karwoche aufzuführen, gibt es schon seit dem Mittelalter.

Beim Singen oder Hören einer Passion wird man mitgerissen in einem grossen Drama. Man wird Zeuge von Anschuldigung, Schuldzuweisung, Verrat, Folter, Hinrichtung. Man spürt die Dynamik der Masse, unheilige Allianzen, Intrigen, Abgründe, ist konfrontiert mit existenziellen Themen und tiefen Emotionen. Eine Passionsaufführung berührt und nimmt mit. Ostern erscheint in einem helleren Licht, wenn an Karfreitag die Vorgeschichte, die Passion, bis zum bitteren Ende erklungen ist.

Am Karfreitag 2024, nachmittags, fast zur Sterbestunde von Christus, erzählen auch wir in der Kirche Grosshöchstetten die Passionsgeschichte, in einer barocken Vertonung mit Chor und Orchester. Als Text liegt das Markus-Evangelium zu Grunde. Wer dieses Werk in seiner ersten Fassung komponiert hat, ist nicht eindeutig geklärt: Nicolaus Brauns? Reinhard Keiser? Gesichert ist hingegen, dass Johann Sebastian Bach es sehr geschätzt, mehrfach aufgeführt und auch nach den jeweiligen Bedürfnissen bearbeitet hat. Dieses pragmatische Vorgehen war gang und gäbe und hatte auch einen Namen: Passions-Pasticcio. Was damals üblich war, ist auch heute erlaubt, und so hat Mona Spägele das ursprünglich anderthalbstündige Werk deutlich verschlankt und für den gottesdienstlichen Rahmen arrangiert. Die Texte des Evangelisten werden gelesen, die ergreifenden Christusworte hingegen gesungen. Der Chor singt Eingangs- und Schlusschöre, tritt in verschiedenen Rollen auf und sorgt in den Chorälen für nachdenkliches Innehalten. Auch die Gemeinde wird – ganz nach Bachscher Tradition – eingebunden, singt die bekanntesten Choräle mit und wird damit Teil der eindrücklichen Aufführung.