Nächste Auftritte

Karfreitagsgottesdienst, 29. März 2024, 17.00, Kirche Grosshöchstetten

DIE PASSIONSGESCHICHTE ERKLINGT

PASSION nach dem Evangelisten Markus
Reinhard Keiser (1674 – 1739) zugeschrieben
Ausschnitte, als Pasticcio eingerichtet von Mona Spägele

David Zürcher, Bariton (Christusworte)
Streicherensemble auf Barockinstrumenten
Jacques Pasquier, Orgel
Singkreis Zäziwil & Kammerchor Konolfingen
Mona Spägele, Leitung
Felix Fankhauser, Lesungen und Liturgie

Die Passionsgeschichten der Bibel schildern den Leidensweg von Jesus, angefangen von der Gefangennahme im Garten Gethsemane, über die Verhöre vor dem Hohen Rat, Herodes und Pilatus, die Verurteilung und Kreuzigung durch römische Soldaten, bis hin zu Tod und Grablegung. Die Tradition, diese Passionserzählungen in voller Länge zu singen, darzustellen und in der Karwoche aufzuführen, gibt es schon seit dem Mittelalter.

Beim Singen oder Hören einer Passion wird man mitgerissen in einem grossen Drama. Man wird Zeuge von Anschuldigung, Schuldzuweisung, Verrat, Folter, Hinrichtung. Man spürt die Dynamik der Masse, unheilige Allianzen, Intrigen, Abgründe, ist konfrontiert mit existenziellen Themen und tiefen Emotionen. Eine Passionsaufführung berührt und nimmt mit. Ostern erscheint in einem helleren Licht, wenn an Karfreitag die Vorgeschichte, die Passion, bis zum bitteren Ende erklungen ist.

Am Karfreitag 2024, nachmittags, fast zur Sterbestunde von Christus, erzählen auch wir in der Kirche Grosshöchstetten die Passionsgeschichte, in einer barocken Vertonung mit Chor und Orchester. Als Text liegt das Markus-Evangelium zu Grunde. Wer dieses Werk in seiner ersten Fassung komponiert hat, ist nicht eindeutig geklärt: Nicolaus Brauns? Reinhard Keiser? Gesichert ist hingegen, dass Johann Sebastian Bach es sehr geschätzt, mehrfach aufgeführt und auch nach den jeweiligen Bedürfnissen bearbeitet hat. Dieses pragmatische Vorgehen war gang und gäbe und hatte auch einen Namen: Passions-Pasticcio. Was damals üblich war, ist auch heute erlaubt, und so hat Mona Spägele das ursprünglich anderthalbstündige Werk deutlich verschlankt und für den gottesdienstlichen Rahmen arrangiert. Die Texte des Evangelisten werden gelesen, die ergreifenden Christusworte hingegen gesungen. Der Chor singt Eingangs- und Schlusschöre, tritt in verschiedenen Rollen auf und sorgt in den Chorälen für nachdenkliches Innehalten. Auch die Gemeinde wird – ganz nach Bachscher Tradition – eingebunden, singt die bekanntesten Choräle mit und wird damit Teil der eindrücklichen Aufführung.

Jahreskonzert 2024 – am Samstag, 7. September und Sonntag 8. September 2024

Zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner
Schubert & Bruckner

Franz Schubert             Messe G-Dur D 167 (1815)                                                                              
(1797 – 1828)               Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus – Agnus Dei

Franz Schubert             Streichquartett d-moll D 810 Der Tod und das Mädchen                               
2. Satz Andante con moto
Fassung für Kammerorchester

Anton Bruckner                 Requiem d-moll WAB 39 (1848/49) 
(1824 – 1896)

Mitwirkende:
Solistenquartett
Camerata 49
Singkreis Zäziwil & Kammerchor Konolfingen

Happy Birthday, Anton Bruckner!

Am 4. September, wenige Tage vor unseren Konzerten, jährt sich der Geburtstag des grossen österreichischen Komponisten zum 200. Mal. Im oberösterreichischen ­Ansfelden wurde er 1824 geboren, im Stift des Nachbarortes St. Florian musikalisch sozialisiert und ausgebildet. In Linz entwickelte er sich zum umjubelten Orgelimprovisator und zu einem ­Komponisten mit unverwechselbarer Tonsprache.
Bereits als 24-Jähriger komponierte Anton Bruckner, noch ganz im Zeichen der Wiener Klassik, sein Requiem in d-Moll im Andenken an einen väterlichen Freund und Förderer. Er schätzte das Werk zeitlebens sehr, auch wenn es die Vertonung nicht schaffte, sich im Konzertbetrieb gegen die Requiemvertonungen z.B. von Mozart oder Verdi zu behaupten.
Typisch für ein frühes Werk wie dieses ist die Bandbreite der kompositorischen Farben und das Experimentieren mit unterschiedlichsten Formen. So finden sich in der Totenmesse Sätze mit Chor und Soli neben einem alpenländischen Männerchor und einem A-cappella-Stück. Für die einem Requiem angemessene Würde und Tiefe sorgt neben dem Streichorchester die aussergewöhnliche Besetzung von 3 Posaunen und einem Horn. Das Werk kann als sehr persönliches und zugleich eindrucksvolles Zeugnis von Bruckners künstlerischen Entwicklung zum grossen Kirchenmusiker und Symphoniker gesehen werden.

Gut dreissig Jahre früher schrieb Franz Schubert in Wien die Messe in G-Dur, die als seine beliebte „Jugendmesse“ zu den bekanntesten Messvertonungen überhaupt gehört: Auf dichtestem Raum bildet die reizvolle liedhafte Melodik besonders im Kyrie und im Credo einen zauberhaften Kontrast zu konzertanteren Passagen im Gloria oder im Sanctus und zum melancholisch resignierenden Ton des Agnus Dei. Wir wissen nicht, ob Bruckner das Werk gekannt hat. Gesichert ist hingegen, dass er Schubert Zeit seines Lebens als grosses Vorbild zutiefst verehrt hat: Grund genug für uns, die beiden Komponisten mit ihren Jugendwerken einander gegenüberzustellen.
Als Bindeglied wird der zweite Satz aus Schuberts Streichquartett Der Tod und das Mädchen in einer Fassung für Kammerorchester erklingen und mit dem berühmten Todesmotiv eine Brücke zum zentralen Werk des Abends schlagen, zu Bruckners Requiem.